Diskurs der Moderne

(schwer)
Was ist eigentlich das Hauptproblem von uns „Modernen“?
Der Diskurs der Moderne hatte seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts unter immer wieder neuen Titeln ein einziges Thema: das Erlahmen der sozialen Bindungskräfte, Privatisierung und Entzweiung, kurz: jene Deformationen einer einseitig rationalisierten Alltagspraxis, die das Bedürfnis nach einem Äquivalent für die vereinigende Macht der Religion hervorrufen.
Habermas
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Kommentar

Aufs Wesentliche reduziert:

Deformationen rufen das Bedürfnis nach einem Äquivalent für die Religion hervor.

Also wir suchen einen Religionsersatz, bzw. einen Ersatz für die „vereinigende Macht“ der Religion, weil wir mit den Deformationen, also der „Privatisierung“ usw. Probleme haben. Und um diese Deformationen geht es also im „Diskurs der Moderne“, also in der geistigen Auseinandersetzung mit der modernen Welt (der zwei vergangenen Jahrhunderte).

Das Thema ist auch deshalb so interessant, weil in den Ländern meiner Kursteilnehmer gewisse „Deformationen“ vielleicht noch nicht im gleichen Maß eingetreten sind wie im Westen. Jedesmal wenn wir Kulturvergleiche zum Verhältnis der Generationen oder zu Geschlechterbeziehungen oder so vielen anderen Dingen anstellen, sind wir nahe am „Diskurs der Moderne“.
20. Jhd.

Autor und Werk

Jürgen Habermas, geb. 1929, ist der bedeutendste lebende Philosoph Deutschlands und der einzige mit einer internationalen Schüler- und Fangemeinde. Er kommt aus der „Frankfurter Schule“ von Adorno und Horkheimer.
Aus „Der philosophische Diskurs der Moderne“ von 1985.

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hervorrufen
20180702


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